Ärztemangel in Kliniken und Praxen - Ursachen und LösungsansätzeÄrztemangel in Kliniken und Praxen - Ursachen und Lösungsansätze

Ärztemangel in Kliniken: Herausforderung & Lösungsansätze 

Wir alle wissen: Der Ärztemangel in Kliniken und Krankenhäusern ist schon längst keine negative Prognose mehr, sondern bittere Realität. Der Bedarf an Ärztinnen und Ärzten ist in den vergangenen Jahren stark gewachsen und wird auch zukünftig weiter steigen. 

Dabei betrifft der Ärztemangel in den Kliniken nicht nur die medizinische Versorgung, sondern stellt auch für die Personalabteilungen eine wachsende Herausforderung dar. Die Personalreferentinnen und -referenten stehen vor der schwierigen Aufgabe, effektive Maßnahmen für diese komplexe Problematik zu entwickeln – und zwar möglichst schnell. Denn nur so wird es ihnen künftig überhaupt möglich sein, den reibungslosen Betrieb ihrer Klinik sicherzustellen und eine optimale Patientenversorgung zu gewährleisten.

In diesem Beitrag werfen wir gemeinsam einen Blick auf die Hauptursachen des Ärztemangels, dessen Auswirkungen auf das Klinikpersonal und die Patientenversorgung sowie mögliche Maßnahmen zur Bewältigung des Ärztemangels.

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Hauptursachen des Ärztemangels

Demografischer Wandel

Der demografische Wandel führt zu einer zunehmend alternden Gesellschaft, wodurch der Bedarf an Ärztinnen und Ärzten weiter steigt. Gleichzeitig gehen jedoch viele erfahrene Ärztinnen und Ärzte in den Ruhestand, ohne dass ausreichend Nachwuchs nachrückt (Bundesärztekammer, 2023).

Arbeitsbedingungen

Die Arbeitsbedingungen in den Kliniken sind i.d.R. durch lange Arbeitszeiten gekennzeichnet, insbesondere durch häufige Überstunden sowie Nacht-, Wochenend- und Notdienste: Eine ärztliche Vollzeitkraft arbeitet in einer Klinik nicht selten 50 bis 60 Stunden pro Woche. Daher ist es nicht verwunderlich, dass die enorme Arbeitsbelastung und der hohe administrative Aufwand viele junge Medizinerinnen und Mediziner abschrecken, sich hier zu bewerben.

Der Beruf als Ärztin/Arzt in der Klinik wird als unattraktiv wahrgenommen, wodurch viele Mediziner*innen eine erhöhte Bereitschaft zu einem Wechsel in andere Berufsumfelder zeigen (Ärzteblatt, 2022).

Gleichzeitig nimmt die Anzahl an Ärztinnen bundesweit insgesamt zu – jedoch nicht ausschließlich als Vollzeitkräfte. Statistiken der Ärztekammern bestätigen, dass mehr als doppelt so viele Frauen wie Männer in Teilzeit arbeiten, denn die Vereinbarkeit von Familie und Beruf stellt gerade für Frauen – und damit auch für Ärztinnen an den Kliniken – eine große Herausforderung dar.

Auch für jüngere Medizinerinnen und Mediziner ist eine ausgewogene Work-Life-Balance zunehmend wichtig. Daher suchen immer mehr Ärztinnen und Ärzte nach flexibleren Arbeitsmodellen, die es ihnen ermöglichen, ihren persönlichen Lebensplan zu realisieren.

Ausbildungsengpässe & Nachwuchsprobleme 

Da die Zahl der Medizinstudienplätze bundesweit sehr begrenzt ist, beginnt der Ärztemangel bereits an den Universitäten. Demnach müssten eigentlich 3.000 und 6.000 Studienplätze pro Jahr zusätzlich und kurzfristig in Deutschland geschaffen werden.

Darüber hinaus werden den Ärztinnen und Ärzten im Ausland häufig bessere Arbeitsbedingungen sowie eine höhere Bezahlung angeboten, sodass viele Absolvent*innen Deutschland nach ihrem Studium verlassen, um im Ausland zu arbeiten.

Auswirkungen des Ärztemangels auf das Krankenhauspersonal und die Patientenversorgung

Überlastung der Ärztinnen und Ärzte 

Die vorhandenen Ärztinnen und Ärzte sind oft überlastet, da sie unter hohem Druck arbeiten und immer mehr Patientinnen und Patienten parallel betreuen müssen. Diese Überlastung kann zu einem erhöhten Fehlerrisiko führen und damit die Qualität der Patientenversorgung beeinträchtigen.

Höhere Wartezeiten

Sowohl bei der Terminvergabe für geplante Aufenthalte als auch in der Notaufnahme müssen Patientinnen und Patienten mit längeren Wartezeiten rechnen. Dadurch können die Patientenzufriedenheit sowie auch das Vertrauen in das Gesundheitssystem insgesamt leider stark beeinträchtigt werden.

Versorgungslücken und Einschränkung von Leistungen

Der Ärztemangel führt dazu, dass in einigen Regionen bzw. in einigen Fällen die Kliniken nicht alle erforderlichen medizinischen Leistungen anbieten können und/oder bestimmte Leistungen einschränken müssen. Kliniken könnten sich daher auch dazu gezwungen sehen, einzelne Stationen zu schließen, mindestens vorübergehend.

Eingeschränkte Aus- und Weiterbildung 

Der Ärztemangel führt selbstverständlich auch zu Nachteilen in der Ausbildung junger Medizinerinnen und Mediziner. Die andauernde Überlastung der erfahrenen Ärztinnen und Ärzten vor Ort führt dazu, dass diese weniger Zeit für Ausbildung, Wissensvermittlung und Lehre haben.

Zudem ist die eigene ärztliche Weiterbildung nur schwer umsetzbar, wenn die Kolleg*innen in Teilzeit arbeiten. Daher nutzen viele Betroffene die Weiterbildungsangebote erst gar nicht, können an den gewünschten Kursen nicht durchgehend teilnehmen oder diese nicht erfolgreich abschließen. Und das hat weitreichende Folgen: In nahezu allen Disziplinen fehlen Fachärztinnen und Fachärzten, die erforderliche Patientenversorgung kann nicht ausreichend gewährleistet werden.

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Maßnahmen zur Bewältigung des Ärztemangels

Schaffung attraktiver Arbeitsbedingungen 

Durch die Verbesserung der Arbeitsbedingungen z. B. mit flexibleren Arbeitszeiten, Unterstützung bei der Kinderbetreuung, besseren Vergütungsmodellen, Reduzierung von Überstunden sowie Unterstützung bei administrativen Aufgaben bzw. Reduktion von bürokratischen Aufgaben, können Kliniken für Ärztinnen und Ärzte deutlich attraktiver werden (McKinsey & Company, 2022).

Fort- und Weiterbildung fördern

Investitionen in die Fort- und Weiterbildung des medizinischen Personals ermöglichen nicht nur eine höhere Qualifikation der Ärztinnen und Ärzte, sondern steigern auch deren Zufriedenheit und stärken darüber hinaus ihre Bindung an die Klinik.

Kooperationen mit Universitäten

Kooperationen mit Universitäten bieten den Kliniken die Chance, den medizinischen Nachwuchs frühzeitig für sich zu gewinnen. Dazu bieten sich u.a. Praktika und Stipendienprogramme an.

Einsatz digitaler Technologien

Digitale Technologien, wie z.B. die digitale Patientenakte und automatisierte Verwaltungs-prozesse können dazu beitragen, Arbeitsprozesse zu optimieren und den Arbeitsaufwand zu reduzieren. So werden Ärztinnen und Ärzte spürbar entlastet und die Effizienz in der Patientenversorgung gesteigert.

Kooperationen und Netzwerke

Kooperationen zwischen Kliniken und anderen Gesundheitseinrichtungen können Synergien schaffen sowie die Gewinnung und den Austausch von Fachkräften erleichtern.

Fazit

Der Ärztemangel ist und bleibt für Kliniken und Einrichtungen, insbesondere für deren Personalreferenten, eine komplexe Herausforderung. Sie sind gefordert, passende Maßnahmen und nachhaltige Lösungen zu entwickeln, um eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen zu erzielen und dadurch die Attraktivität des Berufs als Ärztin/ Arzt an einer Klinik wieder zu steigern. Dafür müssen sowohl kurzfristige Maßnahmen zur Entlastung der vorhandenen Ärztinnen und Ärzte als auch langfristige Strategien zur Sicherung des medizinischen Nachwuchses entwickelt und umgesetzt werden. 

Nur so wird es möglich sein, dem Ärztemangel nachhaltig entgegenzuwirken und die medizinische Versorgung der Patienten auch in Zukunft sicherzustellen.  Dabei sollten sich alle Beteiligten bewusst sein, dass dieser Prozess Zeit braucht und nicht kurzfristig umzusetzen ist, wenn er Erfolg haben und Wirkung zeigen soll. 

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