Dr. Jochen Jouaux - Gründer der FAADr. Jochen Jouaux - Gründer der FAA

Wie die Facharztagentur entstand: Interview mit Dr. Jochen Jouaux

Seit 2001 gibt es die Facharztagentur – doch wie sahen die Anfänge aus, wie ist die Agentur entstanden und wer kam eigentlich auf die Idee? 

In diesem Blog-Beitrag werfen wir gemeinsam einen Blick hinter die Kulissen der Entstehungsgeschichte der FAA. Wir freuen uns sehr darüber, dass sich unser Gründer, Dr. Jochen Jouaux, dazu bereit erklärt hat, uns seine Beweggründe mitzuteilen, die ihn zur Gründung der Facharztagentur inspiriert haben. Darüber hinaus erläutert er, wie sich seine Rolle als Gründer, Gesellschafter und Geschäftsführer im Laufe der Jahre verändert hat. Besonders spannend ist selbstverständlich auch sein Blick auf die Zukunft des Unternehmens. 

Was waren Ihre Beweggründe zur Gründung der Facharztagentur? 

Als junger Arzt in den 1990er Jahren war ich Teil der damaligen „Ärzteschwemme“ und ließ mich nach vier Jahren als Assistenzarzt in der Anästhesie an einem großen Krankenhaus in Koblenz für zwei Jahre beurlauben. Um wertvolle Erfahrungen zu sammeln und meinen Horizont zu erweitern, bin ich vor meiner Facharztprüfung nach England gegangen. Von 1993 bis 1995 war ich zunächst als Assistenzarzt und später als Facharzt einer von damals zahlreichen deutschen Kollegen dort.

Jenseits des Kanals erlebte ich eine andere Welt. Ich wurde mit einer völlig anderen Medizin, anderen Medikamenten, anderen Strukturen und anderen Traditionen konfrontiert. Von Anfang an merkte ich, wie sehr das Gesundheitswesen in England “auf Kante genäht” ist:
Die Kapazitäten der Medizinstudiengänge wurden akribisch geplant, um ausreichend Personal zur Verfügung zu haben. Es gab und gibt kein ungenutztes medizinisches Potential, kein personelles Backup sowie keine Reserven an Arbeitskraft. Wenn in klinischen Situationen Unterstützung benötigt wurde, hatte man ein Problem. Bei Personalausfällen, Krankheit oder Urlaub von Kolleg*innen traten schnell massive Deckungslücken auf, genauso schnell musste man beispielsweise neun Dienste – pro Monat! – ableisten.

In England entstand daraus schon vor Jahrzehnten das System der „locum tenens“, der „Platzhalter“ oder eben der Vertretungsärzt*innen. Dieses System der freiwilligen und zusätzlichen zur Verfügung gestellten ärztlichen Arbeitskraft, um Lücken zu schließen und sich etwas dazu zu verdienen, kennt dort jeder: Es gehört zum Klinikalltag im ganzen Land. Der Satz „time at your hands – money in your pocket“ beschreibt das ganz gut.

“Dieses Angebot auch nach Deutschland bringen – mit einer Agentur nach britischem Modell”

Nachdem ich im Anschluss an meine Zeit in England weitere anästhesiologische Erfahrungen in Deutschland sammeln konnte, kam mir bei einem Strandspaziergang während der Sylter Anästhesiewoche 1999 die Idee, dieses System auch in Deutschland zu etablieren.
In England wird diese Dienstleistung von spezialisierten und vertrauenswürdigen Agenturen angeboten. Diese Agenturen sind mehr als Arbeitsvermittler oder Personaldienstleister. Sie sind ihrem Wesen nach Ansprechpartner, engagierter Verwalter und neutraler Vertreter für Ärztinnen, Ärzte und Kliniken.

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Warum also dieses Angebot nicht auch nach Deutschland bringen? Praxisvertreter*innen und vereinzelt auch Klinikvertretungen auf eigene Faust gab es auch hierzulande schon immer. Was es nicht gab, war eine Agentur nach britischem Modell.

Im Jahr 2000 wurde also die FAA Facharztagentur GmbH aus der Taufe gehoben und im April 2001 der Geschäftsbetrieb aufgenommen.

Wie hat sich Ihre Rolle als Gründer, Gesellschafter und Geschäftsführer über die Jahre verändert?

Am Anfang war ich allein die Agentur und habe alles selbst gemacht. Der Firmensitz war das halbe Arbeitszimmer, das mir zu Hause zur Verfügung stand. Ich hatte einen Computer, einen Multifunktionsdrucker, ein Telefon, ein Faxgerät und eine erste Website. Von diesem halben Arbeitszimmer aus habe ich Akquise, Vermittlung, Marketing und Buchhaltung gemacht. Ich hatte keine betriebswirtschaftliche Erfahrung, aber ich hatte ein schmales Lehrbuch über Betriebswirtschaft gelesen und kannte einige Basics.

Im Grunde hatte ich beschlossen, die Agentur so zu führen, wie ich versuchte, als Anästhesist zu arbeiten: ruhig und sortiert, mit einem Plan und dem ständigen Blick auf das OP-Feld.

“Nach der ersten Anzeige im Deutschen Ärzteblatt im April 2001 hatten sich 89 interessierte Kolleginnen und Kollegen für meine Kartei gemeldet!”

Das reichte bei weitem nicht aus und es kam noch keine Vermittlung zu Stande. Die ersten Einsätze habe ich somit selbst übernommen, war als Notarzt unterwegs oder ging als externer Anästhesist mit Laptop und Visitenkarte in die Kliniken und Krankenhäuser, um dort den Betrieb aufrecht zu erhalten oder den Kolleg*innen ihren Urlaub zu ermöglichen.
Aus der „Ärzteschwemme“ der 90er Jahre war inzwischen der sattsam bekannte Ärztemangel geworden und die Dienstleistung der Facharztagentur wurde mehr und mehr akzeptiert. Das Auftragsvolumen nahm zu.

Im Jahr 2002 wurden erstmals zwei studentische Aushilfen stundenweise beschäftigt und ich begann zu lernen, Aufgaben zu delegieren. Während ich anfangs noch bei jedem Telefonat meiner beiden Mitarbeiter*innen soufflierend im Hintergrund stand, musste ich langsam lernen, loszulassen. Ab 2003 wurden die ersten Mitarbeiter*innen in Vollzeit beschäftigt. Von da an wuchs die Agentur stetig. Es kamen immer mehr neue Mitarbeiter*innen dazu, die teilweise spezifische Kompetenzen entwickelten und Verantwortung übernahmen.
Dies führte zu einer Differenzierung der Aufgabengebiete und zur Einrichtung von Abteilungen und Führungsebenen. Insgesamt beschäftigt die Facharztagentur heute um die 50 Kolleginnen und Kollegen.

“Ich bin sehr stolz darauf, was aus der Facharztagentur geworden ist.”

Eigentlich fällt es mir sehr schwer, andere darüber entscheiden zu lassen, was mit meiner Agentur passiert. Inzwischen bin ich mehr und mehr gezwungen, mich im „Loslassen“ und „Abgeben“ zu üben. Das Schöne für mich war und ist, dass meine Kolleg*innen es mir sehr leicht machen, und dafür bin ich sehr dankbar! Der Kern der Facharztagentur – unsere freundliche, zugewandte und zuverlässige Art – steht und fällt mit unseren Kolleginnen und ist kein Zufall. So konnte ich mich auf andere Aspekte konzentrieren, denn ich war vollauf damit beschäftigt, die Entwicklung der Agentur zu organisieren. Größere Räume, größere Telefonanlagen, mehr Computer, mehr Kolleg*innen wurden benötigt. Nach außen habe ich mich auch um Marketing, Personalpolitik, Networking und die Akzeptanz der Dienstleistung gekümmert. Das ging einige Jahre so und war – mit wenigen Ausnahmen – rund um die Uhr in meinem Kopf.

 Wie sehen Sie die Zukunft der Facharztagentur? 

Angefangen haben wir als Auftragsvermittlung für Freelancer, seit 2007 zunächst ergänzt und dann ersetzt durch die Arbeitnehmerüberlassung und die Vermittlung von Festanstellungen sowie befristeten Anstellungen.

Von Anfang an haben wir uns mit dem Engagement und der unübertroffenen Kompetenz unseres juristischen Begleiters Prof. Dr. Heinrich M. Stindt darum bemüht, den Einsatz externer ärztlicher Arbeitskräfte in Kliniken und Krankenhäusern in Deutschland zu etwas Alltäglichem werden zu lassen. Dabei war die Akzeptanz dieser Dienstleistung hierzulande keineswegs selbstverständlich.

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Spätestens seit der von der Facharztagentur gemeinsam mit Prof. Dr. Heinrich M. Stindt und dem Bundesverband der Honorarärzte vorangetriebenen Klärung durch das Bundessozialgericht in Kassel 2019 ist der Einsatz externer Ärzt*innen im deutschen Gesundheitswesen auf Basis der Arbeitnehmerüberlassung eine anerkannte Dienstleistung und ein wertvolles personalpolitisches Element in Zeiten des Ärztemangels.

Wie jeder weiß, gehört zum Arztsein ein außergewöhnlich hohes Maß an Leistungsbereitschaft. Daher fällt es vielen Kolleg*innen nicht schwer, ihre Kompetenz und ihr Engagement zur Verfügung zu stellen, wenn der Bedarf besteht und die Gegenleistung stimmt. Die Gegenleistung heißt zuallererst Wertschätzung, und diese drückt sich auch in einer entsprechenden Honorierung aus.

Ich sehe die Zukunft der Facharztagentur sehr positiv. Dafür sprechen die Demographie sowie die Logik der Betriebswirtschaft. Durch die zunehmend schwierige wirtschaftliche Lage der Krankenhäuser wird die Situation für die Facharztagentur nicht leicht, aber der Bedarf an Ärzt*innen wird nicht abnehmen.

“Nach den Pionierjahren 2001 bis 2007 und der Etablierung der Dienstleistung in den Folgejahren wird die Facharztagentur auch in Zukunft eine sehr wichtige Rolle spielen.”

Dr Jouaux
Dr. med. Jochen Jouaux

Personaldienstleistung im Gesundheitswesen ist kein Kinderspiel. Die Anforderungen sind ebenso hoch wie komplex. Die Facharztagentur kann das. Ärzt*innen und Krankenhäuser kennen uns und vertrauen uns. Kompetenz, großes Engagement, unübertroffene Zuverlässigkeit und Vertrauenswürdigkeit sind Charakteristika, die uns von Anfang an ausgezeichnet haben und die sich in fast einem Vierteljahrhundert Dienstleistung weiter gefestigt haben.

Ich danke allen von Herzen, die ihren Teil dazu beigetragen haben. Und ich danke allen Ärztinnen, Ärzten und Krankenhäusern für das Vertrauen, das sie uns seit fast 25 Jahren entgegenbringen.